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Polo-Metapher, Anleiheversagen & Goldpreisrichtung

von Matthew Piepenburg

Partner

In welche Richtung der Goldpreis geht, werden wir im Verlauf des Artikels erklären.

Aus Sportarten von Polo bis Hockey ist bekannt, dass die besten Spieler drei Spielzüge voraus denken.

Leider kann man das von unseren Finanzeliten nicht behaupten…

Da sich die Spielbedingungen an Anleihe-, Aktien-, Immobilien- und Währungsmärkten aber verschlechtern, werden diejenigen, die einem „Drei-Züge-Voraus“-Ansatz folgen, die größten Vorteile im Spiel haben.

Das gilt insbesondere für Edelmetallinvestoren, ganz unabhängig von deren Reit- oder Schlittschuhlauffähigkeiten😉.

Mehr Pferdeäpfel aus dem US-Finanzministerium

Einer der wichtigsten globalen Spieler auf dem heutigen Makrorasen ist der Kreditmarkt, und dieses Pferd ist müde.

Janet Yellen, ehemalige Notenbankchefin und anschließende Finanzministerin der USA, sagte letzte Woche gegenüber Reportern, ihr Ministerium habe die Schuldscheine von Onkel Sam „sehr genau“ im Blick; sie gestand sogar „Bedenken“ ein hinsichtlich gewisser „Illiquiditätsepisoden“, in denen es Schwierigkeiten beim Kauf und Verkauf von US-Treasury-Anleihen gibt – gerade bei großen Volumina.

Abschließend stellt Janet Yellen, der maultierreitende Don Quichote, allerdings klar, dass man „aktuell keine Probleme an den US-Staatsanleihemärkten [sehe].“.

Ahhhhh. Wie heftig…..

Anscheinend hat Yellen ein ganz schlechtes Auge für das heutige Spielfeld und jagt eher Windmühlen hinterher, anstatt sich mit der Jagd auf ein bewegtes Ziel zu beschäftigen.

Anleiheilliquidität im Redefluss verstecken

Seit vielen Monaten warnen wir davor, dass diese „Illiquiditätsepisoden“ mehr als nur „bedenklich“ sind.

Sie sind in der Tat unstrittige Indizien dafür, dass die Welt kaum noch Vertrauen in Onkel Sams aufgeblähten Kneipendeckel hat, weil die USA zwecks Finanzierung (Monetisierung) ihres sogenannten „American Way“ seit Jahren abhängig sind vom Mausklickgeld.

Kurz: Seitdem BIP, Steuereinnahmen, die gute altmodische Produktivität und Handelsüberschüsse nicht mehr funktionieren, sind die USA nur noch gut im Geld leihen und Geld drucken. Mit dieser Taktik (sprich: Farce) wurden Zeit und Wählerstimmen erkauft und selbst ein entsetzlich ironischer Nobelpreis für Bernanke; alles in allem ein Trick, der jetzt beim Rest der Welt, welche seit Jahren Amerikas Inflation importiert, zum Vertrauensverlust führt.

Kurzum: Immer größere Teile der Welt wollen immer weniger US-Staatsschulden, was zugleich heißt, dass die Anleihekurse der USTs fallen und deren Renditen und Zinsen steigen.

Wie wir zuletzt berichtet hatten, sind diese steigenden Anleiherenditen wie Haiflossen, die auf ein schuldengeflutetes globales System zusteuern, das schon blutend im Wasser treibt.

Einfach formuliert: Sobald Yellen sagt, sie sehe kein Problem, weiß man ganz genau, dass es ein Problem gibt.

Oder wie uns Otto von Bismarck (und Tree Rings) wieder ins Gedächtnis rufen: „Glaube in der Politik nie etwas, solange es nicht offiziell dementiert wurde.“

Mehr Finanzminister, mehr Maulpferde, die sich als Vollblüter ausgeben…

Apropos Finanzminister (sprich die schlimmsten Spieler auf dem Polo-“Cancha“): Der ehemalige US-Finanzminister Larry Summers tut wieder einmal, was er am besten kann. Also, hinter den Kulissen Probleme verursachen (von der Widerrufung des Glass-Steagall-Acts bis zur Deregulierung der Derivatemärkte), Mitschuld von sich weisen/ ignorieren und dann, wenn die Probleme zu Tage treten, vor eben diesen Problemen öffentlich warnen, um die eigene Tugendhaftigkeit hervorzukehren.

Ähnlich wie Minister Fouché unter Napoléon, stößt Summers immer dort ins Horn, wo es dem eigenen Ansehen am meisten nützt.

Und auch jetzt verkündet er wieder, was die meisten von uns längst wussten: Die USA können sich heute, 2022 unter Fed-Chef Powell, keine Zinssatzsteigerungen leisten, wie Notenbankchef Volcker sie 1980 durchsetzte.

Danke, Larry! Wiedermal springst Du auf den Zug auf, wenn längst alles zu spät ist.

Angesichts der eben geschilderten Zustände, des Doppelsprechs oder reinen Mists, der uns von den trefferärmsten aber bestgekleideten Playern aus Washington erreicht, kann diese schwindende Popularität von US-Staatsanleihen zwangsläufig nur eines bedeuten: eine unausweichliche Kehrtwende hinzu mehr Dollar-Produktion, -Entwertung und -Inflationierung, um weiterhin Zahlungsausfälle bei Onkel Sams Anleihen abzuwenden.

Politiker sind allerdings schlaue Füchse. Sie verbergen ihre Abhängigkeiten (und ihre Absichten) so clever, wie das Statistikamt des amerikanischen Arbeitsministeriums (BLS) die Inflationsfakten verbirgt.

Erstmal mehr QE durch die Hintertür, bevor es richtig LOCKER wird

So wie Politiker eine Rezession während einer Rezession abstreiten können oder Inflation bei Inflation, so können sie auch vortäuschen, dass quantitative Lockerungen keine quantitativen Lockerungen sind, auch wenn sie genau das sind – eben QE.

Man kann davon ausgehen, dass das US-Finanzministerium zu diesem Zweck nun die eigenen Langläufer aufkaufen wird, indem es diese USTs gegen kürzerlaufende US Treasury Bills eintauscht.

Offiziell haben wir es dann nicht per se mit quantitativen Lockerungen zu tun, sondern eher mit einem „UST-Rückkauf“.

Doch warum sollte sich ehrliche Mathematik an Schwindelsemantik stören? Die smarten Akteure sind den leeren Phrasen und schlechten Reitkünsten der US-Notenbank längst drei Spielzüge voraus.

Wie schon die täglichen Repomarkt-Hilfen der Federal Reserve sind auch derartige „Rückkauf“-Programme letztendlich nur anders maskierte quantitative Lockerungen.

Powell Trick wird durchgezogen

Während man in Washington die Realität hinter den Worten hütchenspielerhaft versteckt, hält die Powell-Notenbank fest an ihrem Trick der Inflationsbekämpfung „nach dem Vorbild Volckers“. Wahrscheinlich wird sie gegen Jahresende 2022/ Jahresanfang 2023 weitere Zinserhöhungen ankündigen und durchführen (diese allerdings über 50 Basispunkte und nicht mehr 75), bevor die unausweichliche Kapitulation vor erneuten QE-Maßnahmen letztendlich kommt.

 

Doch warum vorher noch Zinserhöhungen?

Powell weiß: Wenn die aktuelle Rezession zur offiziellen Rezession wird, muss ihm mindestens ein Werkzeug im dahinschwindenden Werkzeugkoffer bleiben.

Kurz: Er erhöht die Zinssätze heute nur deshalb, damit er morgen überhaupt noch etwas zum Senken hat.

Apropos Rezession: Die folgende (invertierte) Ertragskurve ist ein himmelschreiendes Signal für eine kommende (wenn nicht sogar schon präsente) Rezession.

Ich sehe schwere Stagflation kommen

Im Kampf gegen die Inflation werden alle kurzfristigen Hoffnungen auf einen Sieg gegen die Inflation abrupt dann enden, wenn die Gelddrucker wieder auf Hochtouren laufen, damit Onkel Sams zunehmend unbeliebte Schuldscheine aufgekauft werden können.

Dazu wird es wahrscheinlich im Jahr 2023 kommen; doch ehrlich gesagt, wer zum Teufel kann ganz präzise sagen, wann es wieder QE-Geld regnen wird? Ich nicht.

Das Entscheidende ist aber, die Haiflossen wahrzunehmen und sich ein sicheres Boot zu besorgen. Und wie ich an anderer Stelle schon gewarnt hatte: Wir [alle] werden ein größeres Boot brauchen.

Unverblümt und einfach formuliert: Angesichts einer Rezession, die für einen Defizitanstieg von vielen, vielen, vielen Billionen sorgen wird, besteht keine Möglichkeit, die US-Notenbankbilanzsumme oder das US-Defizit von 31 Bill. $ überhaupt zu verringern oder abzutragen.

Letztendlich wird es zur Kollision kommen zwischen den manifesten und fatalen inflationären Realitäten und den disinflationären Kräften im Rahmen einer langen und schmerzlichen Rezession (die ebenfalls ein Produkt der US-Notenbank ist).

Da ich Inflation als monetäres Phänomen und Problem betrachte und nicht nur als fingierte Zahl in der inflationären Verbraucherpreisrealität, wird aus meiner Sicht Folgendes passieren: Die zusätzliche inflationäre Entwertung des USD, die aus kommenden QE-Maßnahmen hervorgeht, wird mehr Kraft entfalten als eine deflationäre Rezession (ungeachtet der ironischerweise wachsenden relativen Stärke des USD).

Vereinfacht ausgedrückt, bedeutet das, dass wir uns künftig auf schwerwiegende Stagflation vorbereiten müssen (anstatt diese immer noch zu diskutieren).

Wie schon einige Insider aus Washington durchblicken ließen, können wir nun davon ausgehen, dass die US-Notenbank ihr „Zielinflationsnarrativ“ in kommenden Monaten und Quartalen langsam abändern wird; weg von der komischen 2 %-Spanne und hin zu einer ebenso komischen 4 %-Spanne oder darüber – wobei natürlich nur Putin oder COVID Schuld an all dem tragen werden. Nicht aber jahrelanges Mausklickgeld.

Wie bei den meisten mittelmäßigen Politikern (und Polo-Spielern) ist Powells Motivation egolastig. Sie entspringt keinem Verantwortungsgefühl gegenüber dem Otto-Normal-Verbraucher. Powells derzeit größte Angst ist nicht, ob er im Amt bleiben kann, sondern wie er sein Vermächtnis sichert.

Insgeheim fürchtet Powell, er könnte einen zweiten Arthur Burns abgeben, der zuließ, dass sich die Inflationsdynamik überhitzte. Deswegen geht es in Powells öffentlichem Erscheinungsbild jetzt um Inflationsbekämpfung.

Ich nehm’ ihn das nicht ab. Das eigentlich Ziel von heute ist die Weginflationierung von Schulden!

Das Schicksal ist ein M!S7S7¥CK

In Wirklichkeit, und um es erneut an die große Glocke zu hängen, lässt sich das 31 Bill. $ schwere Problem der öffentlichen US-Verschuldung allein noch durch „Weginflationierung“ in den Griff bekommen. Das kann nicht im Rahmen von geldpolitischen Straffungen geschehen, sondern nur im Rahmen geldpolitischer Lockerungen, die nämlich dann kommen, sobald klar wird, dass US-Schuldscheine nicht ausreichend Käufer finden werden, insofern kein Gelddrucker in diese Lücke springt.

Eine derart groteske Abhängigkeit von einem Gelddrucker (sprich: Geld-Vernichter) ist natürlich ökonomisches Karma – das Schicksal zu vieler Jahre, in denen die USA auf Pump anstatt auf Produktivität lebten und auch zu vieler Jahre, in denen die USA ihre Inflation in die Welt exportierten und sogar die Flügel der eigenen Alliierten stutzten, indem sie den USD zu stark für Rückzahlungen, Abwicklungen oder Wettbewerb machten.

Ich gehe davon aus, dass wir bis 2024 einen ungeordneten „Reset“ und digitale Zentralbankenwährungen bekommen werden, weil der USD gerade das letzte bisschen Respekt verliert, das ihm geblieben war.

Die Welt wendet sich langsam vom schnellen Dollar ab

In diesem Sinne wird sich der Rest der Welt (d.h. die BRICS-Staaten), wovor wir unzählige Male gewarnt hatten, entweder langsam vom schwer Steroid-geschädigten USD abwenden (langsam aber sicher) oder aber selbst die währungsentwertenden Gelddrucker anwerfen (so wie es Japan und Großbritannien gestern machten und die EZB und die FED morgen tun werden).

Saudi-Arabien schaut unterdessen in Fragen der Energiekooperation eher in Richtung China und weniger auf Biden.

Wie wir gewarnt hatten, löst sich das Petrodollar-System, das für die US-Dollar-Präsenz von so entscheidender Bedeutung ist (sprich: erzwungene Nachfrage) langsam auf, denn schon jetzt beginnen die Saudis, für ihre Öllieferungen nicht mehr ausschließlich USD, sondern auch Yuan zu akzeptieren.

Daher, ja – die Welt (und der Dollar) verändern sich, und zwar schnell…

Armes Deutschland

Über’s Wochenende war ich zum Beispiel in München, wo die Inflation schon jetzt bei 11,6 % liegt – in einem Land, das als Europas zuverlässigster Geldgeber gilt.

Doch auch Deutschland scheint keine Käufer mehr für die eigenen Staatsanleihen zu finden, während Olaf Scholz durch die Gegend flitzt, um 200 Mrd. $ wegen steigender Energiekosten aufzubringen, die der blinden (erzwungenen?) Unterstützung amerikanischer Sanktionen gegen Putin geschuldet sind, im Kontext eines weiteren Stellvertreterkriegs der USA in Ländern anderer Menschen (die Liste ist lang).

Doch wer sollte auch deutsche Anleihen kaufen wollen, wenn die Inflationsquote ca. 900 Basispunkte über der durchschnittlichen Verzinsung liegt? Was ja nur heißt, dass ein Bieter beim Kauf fast 9 % seiner Rückzahlungen an die Inflation verliert.

Kurz: Die Realität negativer Realverzinsung (der geheime Trick aller bankrotten Nationen) bekommt nicht nur der US-Durchschnittsbürger schmerzlich zu spüren, sondern auch der in Deutschland.

Gold: Mit dem Ballziel vor Augen spielen

Auf’s Spielfeld übertragen verweist keiner der oben geschilderten Trends in eine Richtung, wo der goldene Polo-Ball oder Hockey-Puck aktuell zu finden ist, sondern dorthin, wohin der Ball oder Puck unterwegs ist…

Zum jetzigen Zeitpunkt (und das wurde ausgiebig an anderer Stelle erklärt) stiehlt der bewusst (und eben auch nur relativ) stark gemachte Dollar dem Gold die Show. Die inverse Korrelation, die aktuell zwischen Gold und USD herrscht, lässt sich nicht von der Hand weisen.

Doch jetzt liegt der Ball/ Puck eben dort. Wohin er unterwegs ist, ist eine andere Frage; die großen Spieler (als auch Investoren), sind dem momentanen Spielgeschehen aber immer drei Schritte voraus…

Einfacher formuliert: Während immer mehr Währungen im Umfeld der Inflationsrealitäten und Entwertungsdynamiken schwächer werden (und ja, auch der USD gehört dazu), strebt Gold auf eine historische Bewegung zu. Und das heißt auch: Die Zentralbanker stehen kurz davor, einen goldenen Puck ins Gesicht zu bekommen…

In diesem Zusammenhang werden Egon und ich von Investoren aus aller Welt immer wieder gefragt, wo der Goldpreis in einem Monat, einem Tag, einem Jahr etc. liegen wird.

Doch in was soll dieser Goldpreis gemessen werden? In USD? Yen? Euro? Pfund Sterling?

Leute, der Punkt ist doch ganz einfach folgender: Warum sollte man einen fixen Vermögenswert in immer schneller sterbenden Währungen bemessen? Der wahre Maßstab für Gold ist die Unze und das Gramm, nicht aber Fiat-Papier.

Oder noch einfacher ausgedrückt: Gold steigt nicht (siehe flache/ konstante Linie ganz oben im Diagramm), es behält einfach seinen Wert, während die Fiat-Währungen auf- und abwirbeln und dann wie Fische auf dem Trockendock sterben, was bislang mit jeder Fiat-Währung passierte – immer und immer wieder, historisch ausnahmslos.

Also: Spielen Sie den Ball gleich von dort, wo Sie ihn jetzt liegen sehen, oder aber in die Richtung, wo er nach drei Spielzügen liegen wird?

About Matthew Piepenburg
Matthew Piepenburg begann seine Finanzkarriere als Wirtschaftsjurist. Während der NASDQ-Bubble (1999 – 2001) gründete er seinen ersten Hedgefonds. Im Anschluss daran richtete er seinen eigenen sowie andere HNW-Family-Funds auf alternative Investments aus. Zeitgleich agierte er als allgemeiner Berater, CIO und später Geschäftsführer einer Single- und Multi-Family-Office. Matthew arbeitete zudem eng... Mehr…

Matthew Piepenburg
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