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Moderne Währungspolitik: Nationen konkurrieren, Bürger leiden

von Matthew Piepenburg

Partner

Im Folgenden schauen wir uns an, inwieweit moderne Währungspolitik nicht allzu gut für’s Volk ist.

Und hier kommt Gold ins Spiel. Denn anders als Politiker baut dieses alte Relikt seine Vertrauenswürdigkeit aus.

„Sie haben die Wahl zwischen der natürlichen Stabilität von Gold und der natürlichen Stabilität der Ehrlichkeit und Intelligenz der Politiker. Und mit dem nötigen Respekt vor diesen Herren rate ich Ihnen, solange das kapitalistische System Bestand hat, das Gold zu wählen.“ George Bernard Shaw

Gold liebt natürlich eines: Chaos, Währungsschwäche, bedrängte & überschuldete Nationen, deren Zahl mit jedem Tag steigt.

Wir betrachten Währungsentwertung als mathematisch wie historisch unvermeidliche Entwicklung, auch wenn wir keine Ahnung davon haben (im Grunde weiß es niemand), wann genau und weshalb genau das ohnehin wankende Fiat-Geldsystem über die globalen Schuldenklippen geht.

Wir wissen nur, dass die 300 + Bill. $ hohen Klippen da sind und dass die Nationen mit historischem Tempo und ebenso historischen Konsequenzen auf diese Klippen zurasen.

Wer physisches Gold besitzt, genießt einen gewissen und gütigen Vorteil: Man muss Zeitpunkte nicht präzise abpassen, sondern nur geduldiger Eigentümer sein.

Weitere Hinweise auf allgemeine Währungsentwertungsdynamiken, aber auch Dollarschwäche, finden wir beim erneuten Blick in die Geschichte und auf die aktuelle Faktenlage.

Heiße Kriege vs. Finanzkriege: heutige Indizien, morgige Politik

Während westliche Voreingenommenheiten in Bezug auf den militärischen Krieg in der Ukraine gerade täglich für neue Schlagzeilen sorgen, wird der Finanzkrieg mit dem Osten (d.h. China) noch bis in die nächste Generation hinein fortdauern.

Für mich, und viele andere, ist es zudem kein Geheimnis, dass der Krieg in der Ukraine ein US-Stellvertreterkrieg gegen Russland ist, in dem die Ukraine (und ihre Bürger) nicht mehr als ein Mauerbrecher gegen Putin sind.

Das ist nur meine Meinung, allerdings läuft dieser „Freiheitsfilm“ nicht zum ersten Mal. Er lief schon viele Male, und in vielen Ländern – und keiner endete mit wirklich viel „Freiheit“…

Doch auch Finanzkriege sind nur eine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Und angesichts der Dedollarisierungswellen, die im Fahrwasser der absehbaren Folgeeffekte der 2022er Sanktionen gegen Putin schneller und höher steigen, lässt sich daraus schon heute eine ganze Menge über die US-Dollar-Realpolitik und seine schwindende Zukunft ableiten.

Hat die Fed China im Visier? Jawoll.

Washington wird natürlich nicht zugeben, dass der Aufstieg Chinas (Wachstum und Handel) als auch der langsamen Niedergang der US-Dollar-Hegemonie überhaupt existiert, dennoch entgehen Washington die jüngst von mir beschriebenen Trends und Fakten nicht.

Wie also werden die USA ihren Finanzkrieg gegen Peking austragen?

Falls Geschichte und Mathematik als Richtlinie dienen können, wird dabei viel vom USD abhängen, und das bedeutet auch, dass dieser im Verlauf der Zeit schwächer werden wird, trotz unweigerlicher Zwischenspitzen.

Auch hier kann die Vergangenheit als Vorspiel für die Zukunft betrachtet werden.

Sonnenaufgang

Als ich noch in unteren Ligen Baseball spielte, setzte Japan in den 1980ern zu seinem langsamen und stetigen Aufstieg an. Doch selbst ich bekam damals einiges mit – ob es nun die Michael Douglas-Filme waren oder die Popmusik, welche in der Dekade der MTV-Trends immer „japanischer wurde“…

Japans Sonnenaufgang schien kein Ende zu kennen, und die Tokioter Finanzwelt kaufte alles auf – von kalifornischen Immobilien bis hin zum Rockefeller Center in New York City.

Sonnenuntergang

Doch mit dem Einbruch des Nikkei-Index begann die japanische Sonne dann – Jahre später, 1989 – unterzugehen.

Mitte der 90er Jahre war ich ein junger Jura-Student in Boston (welcher es nie in den Red-Sox-Kader geschafft hatte), der nun Mietvertragsänderungen prüfte in einem Rockefeller Center, das sich die Japaner nun nicht mehr leisten konnten.

Kurz: Beim Aufstieg und Niedergang von Finanzimperien ändern sich die Dinge manchmal recht schnell.

Doch es waren nicht allein die überschwänglichen Marktblasen, die Japan zu Fall brachten.

In den 1990ern schwächten die USA absichtlich den USD, um die Warp-Geschwindigkeit zu senken, mit der in Japan Handel und Wirtschaft wuchsen.

Auf dem Höhepunkt dieses versteckten Finanzkriegs hatte der Yen gegenüber dem vorsätzlich entwerteten USA um ganze 46 % aufgewertet.

Kurzum: Uncle Sam würgte Japan finanziell ab.

Das aufsteigende China

Für die US-Finanzkriegsspieler ist das nächste Ziel (bzw. das „nächste Japan“) nun eindeutig China.

Und ich bin der festen Meinung, dass die heimlichen Planer in Washington DC nun auch den Wunsch nach einer Lähmung der chinesischen Wirtschaft auf die Liste der vielen Vorteile und Auswirkungen fallender US-Dollar-Notierungen setzen und somit einen weiteren Grund haben, der für die Schwächung des USD spricht (neben der Weginflationierung von Schulden oder der Bekämpfung einer verleugneten Rezession).

In den 1980ern tauchten beispielsweise Nationen wie Japan und Deutschland (an deren Niederlage in einem anderen Krieg die USA ironischerweise mitgeholfen hatten) langsam und stetig aus dem Staub der 1940er auf; sie verzeichneten Leistungsbilanzüberschüsse und somit einen Anstieg der Inlandsnachfrage, was wiederum einen Anstieg der betreffenden Landeswährungen bedeutete.

Die US-Notenbank betrachtete das als Gelegenheit, dem eigenen Narrativ der „Inflationsbekämpfung“ ein Ende zu setzen und mit der Schwächung des USD im Namen des „Wachstums“ zu beginnen, wobei es aber kein Zufall war, dass derartige Maßnahmen (und Narrative) zugleich das Schicksal des aufsteigenden Japans besiegelten, dessen Yen zu stark gemacht wurde, um im globalen Wettbewerb noch dominieren zu können.

Meiner Ansicht nach zeichnet sich heute ein ganz ähnliches Muster zwischen den USA und China ab.

Obgleich die Fed offiziell noch an ihrem desaströsen „Krieg“ gegen eine Inflation festhält, die sie zuvor (fälschlicherweise/ unehrlicherweise) als „vorübergehend“ gelabelt hatte, so weiß sie auch, dass der USD zu stark für das eigene Wohlergehen ist und war. Darüber hinaus weiß sie, dass China und Russland Abmachungen treffen, die die Überlegenheit der USA im Handel und im Zahlungsausgleich bedrohen.

Kurz: Die USA müssen jetzt wieder mit hässlichen Tricks kämpfen, und dafür brauchen sie einen hässlicheren/ schwächeren Dollar.

Das heißt: Wenn die jüngsten Zinserhöhungsrunden (derzeit pausiert, aber für die Zukunft angedacht?) in den kommenden Monaten, Quartalen und Jahren weitere Schäden anrichten (siehe unten), dann wird jener unabwendbare Vorwand, der für eine Fortführung der eigentlich schlechten Angewohnheit der Entwertung, Verwässerung und Schwächung des USD spricht, derart verlockend sein, dass die Mausklickgeld-süchtigen Zentralplaner in Washington ihn nicht unberücksichtigt lassen werden.

Noch einfacher formuliert: Die Kehrtwende hin zum billigen Geld ist nur eine Frage der Zeit, weil das inflationäre Gelddrucken nicht nur unmittelbar überlebensnotwendig (und schuldenschrumpfend) ist, sondern weil Washington zudem einen schwächeren USD braucht, um auch den aufsteigenden Osten zu schlagen.

In einem solchen Krieg tragen natürlich Realwirtschaft und Bevölkerung, welche die schwächeren Dollars verdienen, die größten Opfer…

US-Anleihen: Die ersten Opfer in einem kalten Finanzkrieg

Effektiv betrachtet, heißt das Folgendes: Inflationsbereinigt (die Inflation wird steigen und fallen, letztendlich aber jahrelanger Begleiter sein) wird zu den zukünftigen US-Realitäten auch eine gehören, in der Anleihen (im inflationsbereinigten Kontext) geopfert werden (gegen den CNY), sollten die USA die Absicht haben, sich an einem wie auch immer gearteten, plausiblem Finanzkrieg gegen China und andere zu beteiligen.

Oder einfacher formuliert: US-Anleihen, die seit mehr als 40 Jahren vom künstlichen Rückenwind der US-Notenbank profitieren, werden die ersten Stoßtrupps sein, die (neben Anlegern, Rentensparplänen und 401Ks) in der Finanzschlacht der Nationen geopfert werden, wo heute schon die Kanonenkugeln über eine Weltbühne fliegen, die sich schneller ändert als der deutsche Blitzkrieg durch Frankreich lief oder Neys Kavallerievorstoß bei Waterloo…

Rechnet man Anleiheschwäche und Währungsentwertung zusammen, dann ist das Endergebnis schlecht für den Durchschnittsbürger, wenn Uncle Sam seine Finanzkriegsspiele mit China spielt.

Heißer Krieg?

Natürlich besteht auch das omnipräsente Risiko, dass sich der Finanzkrieg in einen heißen Krieg mit China verwandelt.

Solche Risiken, so undenkbar sie im atomaren Zeitalter auch scheinen, verändern die gesamte Argumentation; unter solchen Umständen werden Finanzprognosen und -planungen (oder auch Artikel wie dieser) in den Hintergrund treten und einfache Dinge, wie z.B. Trinkwasser finden, Priorität haben.

Vielleicht bin ich naiv, ich glaube aber, dass solche Worst-Case-Szenarien auch für Politiker und Neocons eine Nummer zu wahnsinnig und zu stupide sind.

Zudem meinte Michael Mullen, als damaliges Mitglied des Joint Chiefs of Staff, schon vor über 10 Jahren: Wie könnte Amerika, das sich Geld bei China leiht und dieses zum Bau von Waffen nutzt, die sich potentiell gegen China richten können – wie könnte dieses Land einen Krieg gegen China führen, wenn doch der überwiegende Teil der Komponenten, die es für den Bau eben dieser Waffen braucht, genau dort hergestellt wird?

Ahhhh. Wir leben und lieben in interessanten Zeit, oder etwa nicht?

Warten auf die Kehrtwende, während immer mehr zerbricht

Von einem nuklearen Armageddon einmal abgesehen (das ich mir gar nicht erst vorstellen möchte), bleibt uns aktuell nichts anderes übrig, als in aller Ruhe abzuwarten, während ein durch und durch doppelzüngiger Powell, der nicht ein noch aus weiß, mit Märkten, Währungen und Zinssätzen spielt, wie ein Kind, das mit Streichhölzern hantiert.

Und was den Kapitalismus angeht: Er starb schon vor Jahren. Vielmehr ist die US-Notenbank heute der Markt!

Powells überaus schnelle und starke Zinserhöhungen der Jahre 2022-23 (die viel zu spät kamen) haben einen bescheidenen Beitrag im „Kampf“ gegen die Inflation gehabt, weitaus effektiver waren sie jedoch im Abwürgen der US-Anleihenachfrage und der US-Regionalbanken – und als Garant einer Rezession, die, so meine ich, ein wirklich wahnwitziger Weg ist, um mit der Inflation „fertig zu werden“…

Großer Ärger für Little Britain

Powells Zinserhöhungen haben nicht nur dafür gesorgt, dass sich die Welt vom USD und Uncle Sams UST abwendet, sie haben auch Großbritannien (die Bank of England) gezwungen, dem Zinserhöhungstrend zu folgen, was im Oktober 2022 schließlich eine Implosion des britischen Gilt-Marktes verursachte.

Ich habe es oft schon geschrieben: Mit Finanzalliierten wie den USA, wer braucht da noch Feinde?

Das Leid für Großbritannien geht aber über die 2022er-Verwerfungen am Staatsanleihemarkt hinaus, oder über den Umstand, dass eine britische Herzogin 2023 auf US-Poloturnieren vor den Kameras posiert.

Die Bank of England, die ihrem eigenen Schwanz und der US-Notenbankpolitik nachjagt, sah sich gerade gezwungen, den Leitzins auf 5 % zu erhöhen, was von den Teleprompterableser bei BBC und Bloomberg jüngst als 50-bp-“Überraschungsschritt“ bezeichnet wurde.

Müsste ich es ehrlicher, oder zumindest schroffer, formulieren, dann wäre und ist diese Überraschungszinserhöhung in keinster Weise „überraschend“.

Tatsächlich sind derartig plötzlich und wiederholt kommende Zinserhöhungen überhaupt nichts Neues oder „Überraschendes“ für überschuldete Schwellenländer, unter denen auch Großbritannien und die USA keine Ausnahme bilden.

Denn die USA und Großbritannien sind nichts anderes als glorifizierte Bananenrepubliken, sobald man einen ehrlichen Blick auf deren nationale Bilanzen wirft.

Großbritannien lässt die Zinsen also nur deshalb schneller und höher steigen, um die an sich sterbende Währung zu retten; und auf diese Weise wird alles links und rechts kaputt gemacht.

Allein in diesem Jahr sind bislang 1,2 Millionen britische Haushalte wegen steigender Hypothekenzahlungen in die Insolvenz getrieben wurden.

Erhöht die Bank of England die Zinsen, sinken die Anleihepreise und folglich steigen die Renditen britischer Staatsanleihen (wie auch die Hypothekenzinsen) wie Haiflossen auf und steuern auf jene grusligen Stände zu, die wir letzten Herbst sahen.

Kurzum: Liebe Leute in Großbritannien, Ihr werdet sehr bald schon ein größeres Boot brauchen! Und genau davor hatten wir zuvor schon mit Blick auf die USA gewarnt…

Keep It Simple

Die zuvor erwähnten geopolitischen, währungstechnischen und politischen Fakten deuten alle darauf hin, dass die Welt mehr und mehr in Richtung vorsätzlicher Optimierung (Stärkung und dann Abwertung) der eigenen Fiat-Landeswährungen tendiert, um im Endspurt zur Ziellinie am Leben und „konkurrenzfähig“ zu bleiben (wobei all diese Pferde im Grunde nur gemächlich zur Leimfabrik galoppieren).

Da dieser Trend anhält, ist die entscheidende Frage nicht, welche Währung man hält, sondern wie viel davon durch Gold gedeckt ist.

Falls die Nationen dieses Papiergeld nicht durch irgendetwas Wertvolles und Edles decken, dann können Anleger dies selbst für sich tun, indem sie Eigentümer von physischem Gold werden.

So einfach ist das.

About Matthew Piepenburg
Matthew Piepenburg begann seine Finanzkarriere als Wirtschaftsjurist. Während der NASDQ-Bubble (1999 – 2001) gründete er seinen ersten Hedgefonds. Im Anschluss daran richtete er seinen eigenen sowie andere HNW-Family-Funds auf alternative Investments aus. Zeitgleich agierte er als allgemeiner Berater, CIO und später Geschäftsführer einer Single- und Multi-Family-Office. Matthew arbeitete zudem eng... Mehr…

Matthew Piepenburg
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