HANDELSKRIEGE, PETRO-YUAN, SCHULDEN – GOLD 32.000 $ / SILBER 500 $
War’s das? Ist der Bullenmarkt zu Ende, sind die guten Zeiten vorbei? Das wäre sehr gut möglich. Wir blicken auf eine Welt, die durch und durch verdorben ist – eine Welt, die auf Schulden gebaut ist, welche nie zurückgezahlt werden. Schulden, die das Fundament bilden für Vermögensanlagen im Wert von hunderten Billionen $ – oder aber Billiarden, wenn man die Derivate mitrechnet. Die angeblich stärkste Wirtschaft der Welt (die der USA natürlich) ist jetzt so stark verschuldet, dass sie, um zu überleben, die ganze Welt in verschiedensten Kriegen bekämpfen muss. Der Handelskrieg ist hier das jüngste Beispiel.
US-KRIEGSTROMMELN
Wenn eine Nation beginnt, andere Länder zu bekämpfen, dann geschieht das immer aus einer Position der Schwäche heraus. Seit langer Zeit läuft die Verschuldung der USA aus dem Ruder: Schulden des Bundes, der Bundesstaaten, der Unternehmen, der Privaten, Hypotheken- und Autokredite, und so weiter und so fort – sie alle ufern exponentiell aus. Hinzu kommen US-Haushaltsdefizite, die sich auf absehbare Zeit im Billionen-$-Bereich bewegen werden, obendrein ein Handelsdefizit von 600 Mrd. $ für 2017, das bald schon zu einem weiteren Billionen-$-Defizit werden könnte.
Kriegsführung ist ein Indiz dafür, dass ein notleidendes Imperium in die Endphase geht. Alle Kriege und Interventionen in Ländern wie dem Iran, Libyen, der Ukraine, Syrien und Jemen sind Teil davon. Die Ernennung des Hardliners John Bolton zum Nationalen Sicherheitsberater ist ein weiterer gefährlicher Hinweis darauf, dass sich die USA wieder auf dem Kriegspfad befinden.
Gleiches gilt für die Kontrolle und Überwachung des Weltfinanzsystems, Protektionismus und Handelskriege. All das sind verzweifelte Maßnahmen eines Landes, das im endgültigen Niedergang steckt. Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass dieser Handelskrieg kurz vor der Einführung des Ölhandels in Yuan begonnen wurde. Im Endeffekt wird all das zum Niedergang des Dollars, zu einer gewaltigen Machtverschiebung von Westen nach Osten und zu deutlich höheren Goldpreisen führen.
Dass die Seidenstraße-Länder in diesem Jahrhundert große Mengen Gold gekauft haben, überrascht ebenfalls nicht. Wie das Diagramm unten zeigt, haben sich die Goldbestände Russlands, der Türkei, Indiens und Chinas seit 2004 zusammen versiebenfacht – von 5.000 Tonnen auf 35.600 Tonnen. Fraglich ist, wie viel von jenen 23.000 Tonnen Gold, die von den westlichen Zentralbanken angeblich gehalten werden, noch übrig ist.
DIE USA BESCHULDIGEN ALLE ANDEREN
Die ganze Welt lebt über ihre Verhältnisse, doch die USA sind der schlimmste Übeltäter. Was werden die USA also dagegen unternehmen? Die Ausgaben anpassen und mit den Einnahmen in Einklang bringen – keinesfalls. Das wäre allzu simpel. Stattdessen beschuldigt man die ganze Welt: Die Fehler haben die anderen gemacht und dafür sollen sie bestraft werden. Genau das macht Trump gerade. Es ist die Schuld Chinas und aller anderen, dass die US-Industrieproduktion größtenteils in Niedriglohnländer abwanderte. Diese Länder tragen auch die Schuld daran, dass die USA über ihre Verhältnisse leben und mehr leihen und ausgeben, als sie einnehmen. Deshalb müssen diese bösen Länder bestraft werden. Das ist der Grund, warum die USA einen Handelskrieg begonnen haben. Handelskriege sind fast ausnahmslos eine verzweifelte Maßnahme maroder Wirtschaften. Unstrittig ist, dass ein Handelskrieg, besonders einer zwischen den größten Nationen der Welt, zu einem Abschwung des Welthandels und folglich zu einem starken Abschwung der Weltwirtschaft führen wird.
TRUMPS HANDELSKRIEG UND NIXONS DOLLAR-KRIEG
Die heutigen Verzweiflungstaten der USA erinnern mich an das, was Richard Nixon im August 1971 machte, als er die gesamte Welt beschuldigte, sie würde den Dollar angreifen. Der französische Präsident de Gaulle war clever genug gewesen, zu erkennen, was hier passierte. Also hatte er die Auszahlung der US-Schulden gegenüber Frankreich in Gold gefordert. Da der Dollar durch Gold gedeckt war, konnten Nationalstaaten damals noch die Rückzahlung in Gold fordern. Die USA gerieten unter Druck und Nixon setzte die Golddeckung des Dollars am 15.August 1971 aus. Das war der Anfang vom Ende der US-Wirtschaft und auch der Weltwirtschaft. Die große Zeit der Kreditausweitung und der Geldschöpfung war angebrochen und hält bis heute an. Eine winzige Minderheit wurde dadurch sehr reich, der Rest der Welt jedoch bekam die Schulden an den Hals, die nie zurückgezahlt werden und auch nie zurückgezahlt werden können.
Der wichtige Punkt ist aber folgender: Trumps Verzweiflungsmaßnahmen zur Rettung Amerikas werden als der letzte Nagel im Sarg der US-Wirtschaft und der Weltwirtschaft betrachtet. Und hier lässt sich die Parallele zu 1971 ziehen. Die USA befanden sich damals in einer ähnlichen Situation wie heute. Die Defizite stiegen und der Dollar fiel. Doch welche Folgen hatte Nixons fatale Entscheidung? Der Dollar brach ein. Ich war damals in der Schweiz und erlebte mit, wie der Dollar gegenüber dem Schweizer Franken fiel – zwischen August 1971 und Januar 1980 um ganze 63 %! Im selben Zeitraum schossen Gold und Silber in die Höhe. Gold stieg von 35 $ pro Unze auf 850 $, oder um das 24-fache. Silber stieg von 1,60 $ auf 50 $, oder um das 31-fache.
BESCHLEUNIGUNG BEI GOLD UND SILBER AUF 32.000 $ UND 500 $?
Setzt man heute denselben Faktor ein – d.h. 24x beim Goldpreis – käme man auf 32.000 $ pro Unze. Eine Vereinundreißigfachung (31x) des heutigen Silberpreises ergäbe 500 $ pro Unze. Viele verschiedene Argumente wären denkbar, dass heute alles anders sei und der Ausgangspunkt falsch gewählt wäre, etc. Ich denke aber, dass der Ausgangspunkt hier von größter Bedeutung ist. Handelskriege werden schwere Konsequenzen für das Papiergeld insgesamt haben, besonders für den Dollar, der absurd überbewertet ist und allein auf Schulden basiert. Doch auch keine der anderen Währungen wäre besser aufgestellt. Wir haben es hier mit einem Wendepunkt zu tun, der zu einem schnellen Verfall des Dollars und einem steilen Anstieg von Gold & Silber führen wird.
DIE DEUTSCHE BANK IN NOT – WIEDER EINMAL
Die fragile und überschuldete Weltwirtschaft brauchte nur noch diese kleine Schneeflocke, damit das Unvermeidliche ausgelöst wird. Man wird den Ausbruch des Handelskriegs für den Niedergang der Weltwirtschaft verantwortlich machen. Das ist natürlich nicht der Fall. Obwohl Handelskriege und Protektionismus ein todsicheres Vehikel für Miseren sind, so werden sie mit Sicherheit nicht die Ursache der kommenden Katastrophe sein. Sie sind nur ein Beschleuniger für etwas, das ohnehin völlig unausweichlich ist. Die Frage ist nur, welches Bankensystem zuerst unter Druck gerät. Wie wir wissen, herrscht in den südeuropäischen Banken vollkommenes Chaos, und das setzt die EZB und die größte Bank der Eurozone, die Deutsche Bank (DB), unter Druck. Der Kurs/Buchwert der DB liegt aktuell bei 38 %, was deutlich zeigt, dass der Markt nicht an eine korrekte Bewertung der DB-Assets glaubt. Wie kann es sein, dass die DB über ein Derivateportfolio von mindestens 47 Billionen EUR verfügt, also dem 15-fachen des deutschen BIPs? Das ist eindeutig „too big to fail“, aber fallen wird die Bank eines Tages ganz bestimmt. Aber erst nachdem die EZB und die Bundesbank den Euro schon zerstört haben werden, indem sie unbegrenzte Mengen der zum Scheitern verurteilten Währung drucken und Hyperinflation erzeugen.
GRÖSSTE WÄHRUNGSZERSTÖRUNG DER GESCHICHTE
Was jetzt beginnt, und viele Jahre andauern wird, ist die größte Vermögenszerstörung der Geschichte. Für alle Investoren, die jahrzehntelang durch die Zentralbanken gerettet wurden, wird es ein totaler Schock sein. Diesmal wird Geldschöpfung keine Wirkung zeigen. Die Zentralbanken werden es mit Zinssenkungen versuchen, ohne Erfolg, weil sie die Kontrolle über die Schuldenmärkte verlieren. Die Zinssätze werden mindestens die Stände der 1970er und frühen 1980er erreichen – im hohen Zehnerbereich also oder noch darüber hinaus, wenn die Gläubiger insolvent werden.
SEHR WENIGE SIND AUF DIE KOMMENDEN SCHOCKS VORBEREITET
Die kommende Krise lässt sich also direkt mit den 1970ern vergleichen, nachdem Nixon die Golddeckung des Dollar ausgesetzt hatte. 1972 zog ich nach Großbritannien, und ich erinnere mich noch gut an die Folgen für die Wirtschaft. Es gab Preis- und Lohnkontrollen (welche scheiterten), es gab Benzinrationierung, es gab einen Streik der Kohlebergarbeiter und eine Drei-Tage-Woche, was nur hieß, dass die Läden und Büros Strom für drei Tage hatten. Der Aktienmarkt brach ein: 1972 hatte ich meine ersten Optionen am Unternehmen, für das ich arbeitete, für 1,30 £ bekommen; 1974 lag der Aktienkurs dann bei 10 Pence. Dem Unternehmen ging es gut, doch der Markt brach zusammen. Die Verzinsung meiner ersten Hypothek betrug zeitweise 21 %. Wie viele könnten heute noch damit umgehen? Viele europäische Länder haben heute einen Hypothekenzins von ca. 1 %. In den 1970ern brachen also die Aktienmärkte ein und mit ihnen das Pfund und der Dollar. Gold erlebte, wie oben beschrieben, einen steilen Anstieg.
Lange gelebt zu haben, hat den Vorteil, dass die Erfahrung einem eine Reihe von Lektionen erteilt hat. Sehr wenige Investoren oder normale Leute, die heutzutage leben und arbeiten, haben die Erfahrung eines schweren Abschwungs gemacht. Der legendäre Richard Russell (Dow Theory Letters) berichtete von der Depression, die er in New York durchlebte. Für seine Kenntnis der Märkte, der Welt der Investments und des Lebens waren diese Erfahrungen von unschätzbarer Bedeutung.
Was in den 1970ern passierte, hat viele Ähnlichkeiten mit heute. Die meisten werden entgegnen, dass es heute anders ist. Doch diesen Menschen fehlt die nötige Erfahrung eines langen Lebens und kritischer Ereignisse. In meinem Artikel vom 9.März prognostizierte ich das Top am Aktienmarkt sowie den bevorstehenden Dollar-Crash und steilen Anstieg der Edelmetalle. Und darauf läuft es jetzt hinaus.
BEREIT SEIN FÜR GRAVIERENDE VERÄNDERUNGEN
Uns erwarten in Kürze gravierende Veränderungen in der Weltwirtschaft, die das Leben der meisten Menschen deutlich erschweren werden. Für die sehr wenigen, die zu schützende Vermögenswerte besitzen, ist jetzt die Zeit gekommen, aus allen Bubble-Anlagen auszusteigen, was ich schon seit einiger Zeit empfehle. Jetzt ist es auch an der Zeit, physisches Gold und Silber zu besitzen – als Versicherung und zum Vermögensschutz. Die Edelmetalle werden auf die oben beschriebenen Stände steigen und höchstwahrscheinlich deutlich höher, wenn die Hyperinflation einsetzt.
Und jene überwiegende Mehrheit, die kein größeres Kapital zu schützen hat, sollte wieder daran denken, dass man auch 1 Gramm Gold pro Monat sparen kann (aktuell 43 $), oder mehr. Durch regelmäßiges Sparen in dieser Größenordnung ließe sich mit der Zeit ein wichtiges finanzielles Polster anlegen.
(Das Bild links zeigt einen 1-Gramm-Goldbarren, 10 mm².)
Was man jedoch nie vergessen sollte: Ein enger Kreis aus Familie und Freunden wird die wichtigste Unterstützung sein. Das ist in einer Krise absolut entscheidend.
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Egon von Greyerz
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