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JEDER AMERIKANER MIT ARBEIT SCHULDET ÜBER 1.5 MILLIONEN DOLLAR

By Egon von Greyerz

Founder and Chairman

Die Rechnung geht einfach nicht auf. Die Löhne in den USA sinken, das Handelsdefizit liegt auf einem 10 Jahreshoch, die Schulden explodieren, so wie auch die Aktien. Aber die US-Regierung hat es wieder einmal geschafft, eine Reihe widersprüchlicher Beschäftigungszahlen zu veröffentlichen, die überhaupt keinen Sinn machen.

EIN ZUVERSICHTLICHER ABER ARBEITSLOSER VERBRAUCHER

US Consumer Sentiment
US Konsumentenstimmung so hoch wie seit 13 nicht mehr

Gleichzeitig fiel die US-Arbeitsmarktbefragung im Oktober um 484.000 und die Zahl der Arbeitskräfte reduzierte sich um 765.000. Aufgrund von Zahlenmanipulation stieg die Jobs im Oktober um 261.000 und die Arbeitslosenquote sank von 4,2% auf 4,0%. Die Erwerbsquote von nur 62% der erwerbstätigen oder arbeitssuchenden Bevölkerung ist auf das Niveau von 1977 gesunken.

Wie kann jemand irgendeine dieser Zahlen glauben, die uns einerseits sagen wollen, dass die Anzahl der Jobs zugenommen hat und die Arbeitslosigkeit zurückgegangen ist, zur gleichen Zeit aber die Zahl der Beschäftigten und Arbeitskräfte erheblich zurückgegangen ist? Es muss sich hier um pure Phantasie handeln.

 

Rekordhohe Anzahl von arbeitsfähigen Amerikanern haben keinen Job
Rekordhohe Anzahl von arbeitsfähigen Amerikanern haben keinen Job

Die Erwerbsquote ist von 67% im Jahr 1999 auf nun 62% gesunken. Das Problem mit der US-Arbeitsmarktstatistik ist, dass sie die rekordhohen 95,4 Millionen Menschen ignoriert, die zwar arbeiten könnten, aber nicht arbeiten. Die gesamte erwerbstätige Bevölkerung der Vereinigten Staaten beträgt 256 Millionen. Von diesen arbeiten 161 Millionen tatsächlich oder suchen aktiv nach einem Arbeitsplatz.

Die 95,4 Millionen „Nicht-Arbeitenden“, von denen viele aufgegeben haben, nach einer Arbeitsstelle zu suchen, repräsentieren also 36% aller Arbeitsfähigen. Es ist daher kaum nachzuvollziehen, dass die Menschen in den USA so optimistisch sind, da weniger Menschen eine Arbeit haben und der reale Lohn des durchschnittlichen Arbeiters seit 1975 rückläufig ist.

Reallöhne sind im Vergleich zu 1973 um 46% gesunken
Reallöhne sind im Vergleich zu 1973 um 46% gesunken

DER ZUVERSICHTLICHE KONSUMENT HAT AUFGEHÖRT EINZUKAUFEN

Einzelhandelsflächen pro Person in den USA viel höher als in England
Einzelhandelsflächen pro Person in den USA viel höher als in England

Vor kurzem habe ich die USA besucht: Es ist nur schwer zu verstehen, dass der US-Konsument angeblich am zuversichtlichsten seit 13 Jahren ist. Ich war in einigen Einkaufszentren, darunter einem grossen in Boca Raton, Florida, mit allen grossen Kaufhausketten und spezialisierten Geschäften. Boca Raton ist eine wohlhabende Gegend, trotzdem waren praktisch alle Läden leer und es gab viele Mitarbeiter, die nichts zu tun hatten. Es gab nur einen Laden, der total voll war, nämlich Apple. Das Microsoft Geschäft war ebenfalls völlig leer. Der Zustand des US-Einzelhandels ist mit fünfmal so viel Einzelhandelsfläche pro Person deutlich düsterer als in Grossbritannien, das ebenfalls überkauft ist. Mit bisher 6700 geplanten Schließungen im Jahr 2017 blutet diese Branche deutlich aus.

Der Einzelhandel leidet unter dem Rückgang des real verfügbaren Einkommens und der Entwicklung des Online-Umsatzes. Obwohl die Amazon-Bewertung seit vielen Jahren geradezu lächerlich hoch aussieht, ist sie vielleicht doch gerechtfertigt, da diese Firma letztlich in vielen Bereichen des Einzelhandels ein absolutes Monopol haben wird, mit Ausnahme einiger Spezialgeschäfte wie Nicht-Marken-Mode.

DIE USA LEBT WEITER ÜBER IHREN VERHÄLTNISSEN

Aussenhandelsdefizit der USA höchstem Level seit 2007
Aussenhandelsdefizit der USA höchstem Level seit 2007

Aber das Problem ist nicht nur der Einzelhandel. Das US Handelsdefizit bläst sich immer mehr auf und ist auf’s Jahr gerechnet nun bei 750 Milliarden USD, was der schlechteste Wert seit 2007 ist. Ausgaben für die realen Bauinvestitionen sind auch am Zurückgehen und auf dem tiefsten Stand seit 2011.

DIE FANTASIE VON ALICE IM WUNDERLAND

Die echte Arbeitslosigkeit in den USA liegt bei 22%
Die echte Arbeitslosigkeit in den USA liegt bei 22%

Entweder werden Amerikaner durch die ununterbrochenen Blasenhöchststände an den Aktienmärkten oder durch Regierungspropaganda irregeführt, die die Medien ohne Analyse nur noch als Tatsache veröffentlichen, obwohl praktisch alles dies nur reine „Alice im Wunderland“ Fantasie ist. Oder sind vielleicht die haussierenden Konsumentenstimmungszahlen genauso gefälscht wie die meisten von der Regierung produzierten Zahlen. Wie sonst können die offiziellen Arbeitslosenzahlen 4% betragen, wenn sie nach der eingehender Analyse von John Williams von Shadowstatistics eigentlich 22% betragen?

Wie der britische Premierminister Disraeli erklärte: “Es gibt Lügen, verdammte Lügen und Statistik”. Aber die Märkte lieben diese Lügen, da sie die Bewertungen exponentiell weiter erhöhen, egal ob es sich um FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) oder Kryptowährungen handelt.

JEDER AMERIKANER MIT ARBEIT SCHULDET ÜBER 1.5 MILLIONEN DOLLAR

Die US-Erwerbsbevölkerung von 154 Millionen hat die Verantwortung für die US-Gesamtverschuldung, die derzeit bei 70 Billionen US-Dollar liegt. Das schliesst ungedeckte Verbindlichkeiten von irgendwo zwischen 120 Billionen bis 200 Billionen aus, die ebenfalls noch finanziert werden müssen.

BANKRUPTCY

Wenn wir erst einmal nur die Schulden von 70 Billionen Dollar berücksichtigen, dann sind das 454’000 US Dollar Schulden für jede arbeitende Person. Wenn wir die ungedeckten Verbindlichkeiten hinzufügen, heisst das zwischen 1,2 und 1,7 Millionen US Dollar Schulden pro US-Arbeitnehmer. Da die durchschnittliche US-Person nur einen Gehalts-Scheck vom eigenen Konkurs entfernt ist, wird er oder sie kaum in der Lage sein, bei einem durchschnittlichen Bruttolohn von weniger als 50.000 Dollar einen Betrag irgendwo zwischen 454’000 und 1.7 Millionen US-Dollar abzuzahlen. Wenn jeder Amerikanische Arbeitnehmer mit Lohn seinen gesamten Bruttolohn zur Tilgung dieser Schulden verwenden würde, würde es mehr als 50 Jahre dauern, bis er Zinsen und Inflation abbezahlt hätte. Aber der durchschnittliche Amerikaner könnte es sich nicht einmal leisten, 10% seines Lohns für die Rückzahlung der Schulden und Verpflichtungen aufzubringen. So könnten sich die Amerikaner nicht einmal einen 500-jährigen Tilgungsplan leisten.

Aber die USA sind nicht alleine. Japan und viele Länder in Europa befinden sich in der genau gleichen Situation. Weltweite Schulden können niemals zurückgezahlt werden. Und wenn die Zinsen auf 10%, 15%, 20% steigen, was sehr wahrscheinlich ist, wird das Finanzsystem implodieren.

ELEFANTEN LERNEN FLIEGEN

Jeder weiss also, dass die USA wie auch der Rest der Welt bankrott sind. Aber wen kümmert’s mit Börsen und Konsumentenstimmung auf Höchstständen? Jeder neue Präsident oder Fed-Vorsitzende hofft nur, dass nichts während ihrer jeweiligen Amtszeit passieren wird. In der Zwischenzeit wird so viel Geld wie möglich gedruckt, damit sie das explosive Paket an ihre Nachfolger übergeben können.

Aber irgendwann hört die Musik auf zu spielen und jemand wird mit dem Paket übrigbleiben. Und dieses Paket enthält Gesamtschulden und -verbindlichkeiten einschliesslich Derivaten von 2 Billiarden US-Dollar. Jeder, der mit einem solchen Paket beschenkt werden wird, wird Geld in der Grössenordnung von Billiarden drucken. Oder vielleicht werden einfach Kryptowährungs-„Special Drawing Rights“ ausgegeben?

Vielleicht wird die Welt zu diesem Punkt die 21 Millionen Bitcoins auf jeweils 95 Millionen US Dollar pro Stück schätzen. Damit wäre dann auch eine Lösung für die 2 Billiarden US Dollar Schulden gefunden. An diesem Punkt werden wir wahrscheinlich auch Elefanten fliegen sehen und viele andere Wunder.

ES GEHT EINFACH NICHT AUF

Der kommende Finanzierungsbedarf weltweit passt kaum mit der Idee der Zentralbanken zusammen, bis Ende 2018 und danach die globale Liquidität um 2 Billionen Dollar zu reduzieren. Der bevorstehende Crash der Aktien- und Anleihenmärkte, der wahrscheinlich im 2018 beginnen wird, wird die Zentralbanken zu einer massiven Umkehr zwingen. Aber an diesem Punkt wird zusätzliche Liquidität keine Wirkung mehr haben. Die Welt wird dann einen Punkt erreicht haben, an dem das Drucken wertlosen Fiat-Geldes keine Wirkung mehr haben wird. Und warum sollte es auch? Wenn Geld drucken echten Reichtum schaffen könnte, warum sollte man jemals arbeiten?

DER GRÖSSTE HEDGE FUND DER WELT

SWISS NATIONAL BANK

Die Federal Reserve Bank ist natürlich nicht die einzige Zentralbank, die eine desaströse Politik betreibt. Die Schweizer Nationalbank (SNB), die früher einmal eine Bastion von Sicherheit und Konservativität war, ist jetzt der grösste Hedge Fund der Welt. Die Bilanzsumme der SNB explodiert weiter und weiter und ist seit Jahresbeginn 2017 bis zum September um 9% angestiegen.

Die Bilanzsumme der SNB beträgt nun 813 Milliarden Franken (entspricht dem gleichen Betrag in USD). Das sind 123% des Schweizer Bruttoinlandsprodukts und in relativer Hinsicht grösser als die der Zentralbank von Zypern, als sie unterging.

Riesige CHF 760 Milliarden werden in Fremdwährungspositionen gehalten. Davon entfallen 90 Mrd. Franken auf Aktien, die meisten davon in US-Aktien wie Apple, Alphabet (Google), Microsoft, Facebook und Amazon. 670 Milliarden Franken liegen in Währungsspekulationen, hauptsächlich in Euro und Dollar. Mit steigenden Aktien und einer Abschwächung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro und dem Dollar hat sich die SNB im bisherigen Jahresverlauf 2017 gut geschlagen. Aber es ist unwahrscheinlich, dass sie aus diesen Positionen herauskommen wird, wenn Aktien und Dollar zusammenbrechen, was zu massiven Verlusten und zu mehr Gelddrucken führt. Zu diesem Zeitpunkt wird auch der Schweizer Franken im Rennen in den Abgrund mit anderen Hauptwährungen konkurrieren.

Kein Wunder, dass Aktien steigen, wenn die meisten Zentralbanken, darunter die EZB, die SNB und die Bank of Japan, massenweise gefälschtes Geld drucken und Aktien im Wert von 100 Milliarden Dollar kaufen. Was sie tun, sollte als kriminell eingestuft werden, aber die Zentralbanken stehen über jedem Gesetz wie viele US-Investmentbankchefs.

AM RAND DER KLIPPE

Wir stehen am Rande eines Abgrunds und brauchen nur wenig, um die Welt über die Kante zu stossen. Genau wie 1929 oder 1987 wird es aus heiterem Himmel kommen, ohne dass jemand vorbereitet ist oder Zeit hat, zu reagieren. Da Märkte seit Jahrzehnten durch Zentralbankgelddrucken gerettet werden, sehen Investoren zunächst jeden Rückgang als Kaufgelegenheit. Jede Liquiditätsspritze der Zentralbanken wird jedoch nur noch sehr kurzfristig wirken. Der Fall in den nächsten Jahren wird von der gleichen Grössenordnung sein und die Umkehrung der exponentiellen Bewegungen, die ich im Artikel der letzten Woche besprochen habe (auf Englisch hier).

Da die meisten Märkte auf Höchstständen sind, ist der Goldkauf in vielen Ländern wie den USA sehr verhalten. Es ist schwer für Investoren, den verführerischen Kräften von steigenden Aktien und Kryptowährungen nicht nachzugeben. Aber der deutsche Goldkauf ist sehr stark. Wie üblich nehmen Russland und der Osten unabhängig vom Preis den grössten Teil der jährlichen Altgoldmenge und Bergwerksproduktion auf.

BITCOIN

Wenn die Zuversicht dreht und die Angst irgendwann bis 2018 an die Märkte zurückkehrt, werden Gold und Silber stark steigen. Aufgrund des mangelnden Angebots werden nur sehr wenige Investoren zu diesem Zeitpunkt physisches Gold und Silber geliefert bekommen können. Für die wenigen, die dann das Glück haben, Edelmetalle zu erwerben, wird es Preise geben, die auch einem Vielfachen der aktuellen Preise sind. Die Zeit, an Vermögenserhaltung zu denken und Versicherung zu kaufen, ist natürlich heute, wenn physisches Gold und Silber zu sehr niedrigen Preisen gekauft werden können. Irgendwann wird der Preisanstieg bei Gold und Silber den derzeitigen Anstieg von Bitcoin in den Schatten stellen.

Zurückgelassen zu werden, wäre ein fataler Fehler.

About Egon von Greyerz
Born with dual Swiss/Swedish citizenship, Egon's education was mainly in Sweden. Egon von Greyerz began his professional life in Geneva as a banker and thereafter spent 17 years as the Finance Director and Executive Vice-Chairman of Dixons Group Plc. During that time, Dixons expanded from a small photographic retailer to a FTSE 100 company and the largest consumer electronics retailer in the U... More...

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